Beim Mud Masters Obstacle Run in Weeze ging es diesmal mit zwei weiblichen Begleiterinnen auf die Strecke. Eins kann ich bereits vorwegschicken: die beiden Rookies Tanja und Kathrin haben sich tapfer geschlagen. Und hatten Spaß dabei.
Tanja vom Kölner Stadtanzeiger wollte einen Selbsversuch starten. Was macht Hindernisläufe so besonders? Warum tun sich Menschen das an? Sich im Schlamm suhlen, aus großen Höhen ins Wasser springen und Stromschläge kassieren. Und dafür auch noch bezahlen? Um das zu erfahren muß man es erlebt haben.
Das Experiment startete um 11.50 Uhr
Mit Freundin Kathrin im Schlepptau trafen wir uns auf dem Veranstaltungsgelände des Mud Masters in Weeze. Beide Mädels waren etwas nervös. Wir hefteten uns die Startnummern an die Shirts und unterhielten uns ein wenig über das Phänomen Hindernisläufe im Allgemeinen, wie auch über die Entwicklung, die sie in in Deutschland genommen haben. Ich erzählte noch ein wenig über meine Passion, die mich seit rund 7 Jahren antreibt.
Dieses Mal endet mein Erfahrungsbericht an dieser Stelle. Gerne nehme auch ich einmal einen Perspektivwechsel ein und verweise auf den Bericht von Tanja der am 13.6.2015 im Kölner Stadtanzeiger erschienen ist. Doch bevor ich das “Wort” an sie übergebe möchte ich noch eines ansprechen. Das Monster. So taufte ich die neue 10 Meter Rutsche, die sich beim Mud Master Obstacle Run aus der Kiesgrube erhob. Ihren Namen, “Flyer”, hat sie nicht ohne Grund. Denn erreicht man das Ende der Rutsche macht man den Abflug. In das kühle Nass des schlammigen Wasserbeckens. Das Hindernis ist sicherlich eine Nummer für sich. Es bringt die Pumpe auf hochtouren und läßt den Adrenalinspiegel steigen. Ein geiles Ding das es sich zu erfahren lohnt. So, das musste noch gesagt werden. Jetzt geht es mit Tanja`s Bericht weiter.
Viel Spaß beim Lesen.
Euer
TC
Spaß im Schlamm
Dreckige Hindernisläufe – Was reizt die Leute daran? Ein Selbstversuch.
von Tina Wessendorf
Der „Mud Masters“ beginnt mit drei Mäuerchen aus übereinander gestapelten Strohballen – an denen ich beim Darüberhüpfen mit dem Fuß hängen bleibe und ins Stolpern gerate. „Hoppla. Macht man ja auch nicht alle Tage, über Strohballen springen“, denke ich mir und laufe weiter. Es beginnt zu nieseln. Wir laufen über Hügel, schräge Dächer und Schotterwege neben dem Flughafen Weeze. Ich habe Seitenstiche, weil ich Höhenunterschiede beim Joggen verabscheue. Dann kommt das zweite Hindernis. Eine Hangelstation mit Wasserbecken darunter. Ich will unbedingt auf die andere Seite kommen, ohne abzustürzen. Noch vor der Hälfte hänge ich mit ausgeleiertenArmen an den Holzstangen und komme kein Stück mehr voran. In meinem Kopf kämpfen kurz Panik, Ehrgeiz und Resignation miteinander, dann lasse ich los und falle knietief insWasser. Nach dieser Erfahrung verändern sich zwei Dinge: Ich lerne, mit nasser Hose und nas-sen Schuhen zu laufen und ich lege all meine Erwartungen und Ansprüche an diesen Lauf und an mich selbst ab. Ich übergebe mich zenmäßig dem, was da kommt.
Und da kommt Einiges! Insgesamt 45 Hindernisse säumen die Zwölf-Kilometer-Strecke. Zum ersten Mal bis zur Hüfte im nassen Matsch zu stehen und durch einen Tümpel zu waten, ist gelinde gesagt ungewohnt, aber eigentlich ganz entspannt, da man nur gehen muss. Danach ist der Matsch normal. Die dreckige Hose, die an meinen Beinen klebt, spüre ich nicht. Wir klettern, springen, robben, kriechen und hangeln, meistens durch und über Schlamm. Es ist kalt und windig,der Regen wird stärker. Ich merke das nicht. Kurz denke ich an die Schwierigkeit mit den Strohballen am Anfang zurück und lächle darüber, wie sich meine Wahrnehmung verändert hat. Es folgen Stacheldraht, Autoreifen, Tunnel und Strom. Am Anfang frage ich mich noch, warum ich mir hier etwas beweisen will. Ob das die Midlife Crisis ist. Später denke ich gar nicht mehr. Ich laufe wie in Trance, bewerte nicht, funktioniere nur: Wie komme ich da hoch/durch/drunter/drüber? Es ist so herrlich klar, was zu tun ist. Und so herrlich schön, es geschafft zu haben. Als ich nach zwei Stunden durchs Ziel laufe, erinnere ich mich nur an die drei prägnantesten Hindernisse: den Sprung in voller Montur aus fünf Metern Höhe in einen matschigen See, eine steile schnelle Rutsche mit Landung im Wasser und drei etwa zwei Meter hohe Holzmauern, über die man klettern musste. Dieser ganze sinnlose Quatsch macht wahnsinnig Spaß! Das sehen wohl auch andere so. Im vergangenen Jahr liefen hier 6000 Menschen mit, dieses Jahr sind es schon 13 000.
Nach der heißen Dusche zu Hause – hier gibt es nur kalte Gartenschläuche – fühle ich mich aufgedreht, euphorisiert und auch ein wenig schockiert: In habe Dinge getan, die ich normalerweise nie machen würde. Alles, was ich sehe, wandle ich gedanklich in Hindernisse um, die es zu überwinden gilt. Obwohl ich mich kaum bewegen kann, finde ich keinen Schlaf. Am nächsten Tag habe ich Ohrenschmerzen, aufgeschürfte Knie, blaue Arme – und bin überglücklich. Nach drei Tagen ebbt der Rausch ganz langsam ab. Was bleibt, ist das gute Gefühl, etwas Besonderes erlebt und geleistet zu haben. Und blaue Flecken.
Hier geht es zum Bericht im KStA (PDF, 1,6 MB)