Nach einem kleinen Winterschlaf folgt mit etwas Verspätung der Bericht vom NEPTUNUS RUN in Belgien.

Mitte November. Die Tage werden kürzer, kälter und unangenehmer. Die Temperaturen sinken gegen den Gefrierpunkt. Und genau zu dieser Jahreszeit findet der NEPTUNUS RUN in Nieuwpoort, Belgien, der Abschlußlauf der KBC Spartacus Serie, statt. Da wir uns bereits in der Wintersaison befinden, war dies für mich eine gute Gelegenheit, die kälteren Temperaturen am Strand von Belgien einmal anzutesten. Kombiniert mit einer zu erwartenden steifen Brise wäre dies eine gute Gelegenheit,mich mental auf die kommenden Monate einzustimmen. Bei 4 °C machte ich mich Sonntag früh auf den Weg nach Westen an die belgische Nordseeküste. Mein erster Hindernislauf nach rund 4 Wochen Pause. Nach 3 stündiger Fahrt parkte ich mein Fahrzeug auf einem Feldweg nahe der Kaserne und schnupperte dabei die erste Meeresbrise. Und war überrascht. 8 °C Außentemperatur, doppelt so warm wie im Rheinland. Ich war viel zu warm angezogen. Trotz leichtem Nieselregen entledigte ich mich meines Midlayers. Wie soch später herausstellte, war dies die richtige Entscheidung, denn so war die “Wärme” besser zu ertragen. Nach einem fünfmiütigem Fußmarsch erreichte ich das Veranstaltungsgelände, eine Kaserne an der Mündung der Yser, die an dieser Stelle in die See strömte. Das Areal war gut ausgeschildert, sodaß ich trotz meiner eingeschränkten niederländischen bzw. französischen Sprachkenntnisse mühelos die Anmeldung fand. Wie beim RACE AGAINST NATURE war die Organisation des Events durchdacht und hatte Hand und Fuß. Alle Einrichtung wie Anmeldung, Taschenabgabe oder Umkleide waren gut ausgeschildert und ausreichend dimensioniert. Bei der Anmeldung zum Event erhält man eine fixe Startzeit zugetielt, die mit einem farbigen Armband um das Handgelenk gekennzeichnet wird. So sind die Startgruppen überschaubar und Wartezeiten an der Hindernissen werden minimiert. Meines Erachtens eine sinnvolle Maßnahme. So ging es für mich um 13:30 Uhr auf den Parcours.
Gegen Mittag ging es beim NEPTUNUS RUN an den Start
Nach dem Start ging es vom Kaserengelände raus auf’s freie Feld. Das erste Kriechhindernis “Bellyscraper” war zwar lang, konnte ich aber gut meistern. Das Teilnehmerfeld hatte sich bereits recht gut in die Länge gezogen, Wartezeiten gab es praktisch keine. Die erste größere Hürde stellte die Halfpipe “Ramp Attempt” dar. Die glatt beschichtete Halfpipe war aufgrund des Regens, der im Laufe des Tages immer wieder einmal einsetzte, recht schmierig. Dies machte mir bei den ersten beiden Versuchen entsprechende Schwierigkeiten. Ich erreichte jeweils mit meiner Hand den Querbalken, der oberhalb der Halpipe angebracht war, vermochte aber nicht, mich richtig festzuhalten, da auch der Balken durch den Regen nicht mehr den optimalen Grip bot. So rutschte ich bei den ersten Versuchen wieder abwärts. Beim dritten Mal konnte schaffte ich es dann, den Balken richtig zu greifen, schwang mein linkes Bein nach oben und zog mich auf die Plattform, die am oberen Ende der Halpipe angebracht war. Zugegeben, es war ein Stück Arbeit, klappte aber trotz suboptimalen Geläufs besser als gedacht. Ein paar 100 Meter weiter stand anschließend “Ring the Bell” auf dem Programm. Hier galt es ein rund 5 Meter langes, frei hängendes Seil nach oben zu klettern, und wie der Name schon vermuten läßt, eine Glocke zu läuten. Diese Übung beherrsche ich zwischenzeitlich recht gut, sodass es für mich kein Problem darstellte, das Ziel in luftiger Höhe zu erreichen. Der ein oder andere tat sich da schon schwerer, was auch verständlich war. Mir ging es anfangs genau so, ehe ich es Leid war und mir ein Übungsseil un einen Baum in meinem Garten hing. Letztendlich ist es nicht nur eine Frage der Kraft, sondern auch der Technik. Weitere Hindernisse wie die berüchtigten Autoreifen, eine Schräge, die mit Hilfe eines Seiles erklommen werden musste und zahlreiche Strohballen stellten sich uns in den Weg.
Ein weiteres Highlight war Monkey Island, der Hangelklassiker inkl. darunter liegendem Wasserbecken. Aus Gerüststangen gebaut, kann auch hier der Grip, je nach Witterungsverhältnissen, für die Hände problematisch sein. Die Veranstalter haben das gut gelöst, indem sie Schmirgelpapier auf die Metallstangen geklebt haben. Eine gute Idee wie ich finde und in dieser Form das erste Mal gesehen. Nachdem ich das Hindernis ohne Schäden gemeistert hatte ging es über weitere Hindernisse wie Balken, zahlreiche Wände und über Absperrzäune raus aus der Kaserne Richtung Strand.
Wind, Regen und viel Sand am Strand von Nieuwpoort
Just in dem Moment setzte ein immer stärker werdender Regenschauer ein. Und so bot sich mir ein Szenario, wie man es sich im November am Strand so vorstellt. Eine gewisse Tristesse, eine steife Brise Wind und Regentropfen, die einem ins Gesicht peitschten. Auf dem weichen Sand angekommen wurden die Schritte erwartungsgemäß mühsamer.
Hier erwarteten uns leichte Kletterhindernisse, Traktorreifen, die gedreht werden mussten sowie Gewichte (“OMG it´s lazy Shrimp”), die durch den tiefen Sand zu ziehen waren. Das ging gut in die Oberschenkel. Hinzu kamen zahlreiche Sandgräben, die teilweise mit kaltem Wasser geflutet waren. Der ein oder andere Läufer bekam hier seinen ersten Krämpfe. Nach einer langen Passage am Strand ging es zurück auf das Kasernengelände.
Tobogaaaan, ein Hindernis für die Psyche
Und da war mein “Lieblingshindernis”. “Tobogaaaan”, die Riesenrutsche mit Fluggarantie. Ok, es gibt steilere Rutschen, trotzdem ist es für mich immer wieder eine Überwindung, den Gang nach oben anzutreten. Oben angekommen verbrachte ich auch nicht viel Zeit damit, nach unten zu starren. Ich passte einen Moment, in dem der Verkehr abwärts erträglich erschien ab, setzte mich auf die Kante, schickte ein Stoßgebet gen Himmel und trat mit einem lauten “Schei….” die Fahrt nach unten an. Eine kurze Flugphase später landete ich im kühlen, braunfarbigen Wasserbecken. Mein Chicken flog von der Birne, blieb aber Dank des Gummizugs bei mir. Meine Pumpe schaltete in den Vollgasmodus und gab mir dabei zu verstehen: du hast es geschafft. Mit Adrenalin überflutet schaute ich mir das Spektakel noch eine Weile aus der Wasserperspektive an, ehe ich mich weiter Richtung Ziellinie bewegte. Nun war lediglich noch eine Containerwand mit Netzen zu überwinden, ehe ich in die Zielhalle einbog. Bevor ich die Ziellinie überschritt, musste ich noch eine letzte Hürde in Form eines Podestes erklimmen, was nicht sonderlich schwer fiel. Anschließend konnte ich die Medaille des NEPTUNUS RUNS in meinen Händen halten.

Fazit: Bis dato waren alle Hindernisläufe der Spartacus Serie gut organisiert, warteten mit attraktive Hindernisse auf und hatten ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis. Selbst die Parkplatzsituation war besser als ich es vorher vermutet hatte. Der NEPTUNUS RUN ist ein Lauf, dessen Schwierigkeitsgrad ich als “mittel” einstufen würde. Dabei sind einige Hindernisse schon recht anspruchsvoll, trotzdem kommen Spaß und Teamgeist nicht zu kurz. Bei den Temperaturen und den Witterungsverhältnissen kann man im November auch Pech haben. Und dann ist der Lauf um eine Spur härter einzustufen. Wer den Weg zur belgischen Nordseeküste auf sich nimmt wird nicht enttäuscht werden. Insbesondere für Läufer aus dem westlichen NRW und dem Ruhrgebiet ein attraktives Ziel.
Euer
TC