Wie das manchmal so ist. Da nimmt man aus einer Laune heraus an einer Bewerbung für den Produkttest des neuen Trailschuhs Salomon Speedcross 4 GTX teil ohne sich großartig Gedanken zu machen und plötzlich bekommt man die Nachricht, dass man ausgewählt wurde. Meine Erwartungen den Zuschlag zu bekommen schätzte ich eher wie beim Lotto ein, wo die Gewinnchancen 1:140.000.000 sind. Da ich bereits einige Salomon Trail Schuhe mein eigen nennen konnte, freute es mich natürlich, das neueste Modell aus dem Hause Salomon auf Herz und Nieren prüfen zu dürfen.
Für den 3-wöchigen Testzeitraum suchte ich mir drei Hindernisläufe aus. Den Wildsau Dirt Run, Vorarlberg, den Lake Run am Möhnsee und zu guter Letzt den Rat Race Man vs. Mountain in Wales. Drei Hindernislälufe, die nicht nur dem Schuh, sondern auch mir einiges abverlangten. Die Strecken der drei Läufe summierten sich auf 75 Kilometer, die Höhenmeter auf insgesamt 2.450. Doch bevor der Test starten konnte, mussten erst noch die Schuhe ankommen. Einige Tage nach der Gewinnbenachrichtigung erreichte mich dann der neue Speedcross per Post.
Mich interessierte natürlich brennend, welche Eigenschaften der neue Sprössling besaß. Also unterzog ich das neue Modell einer ausgiebigen Untersuchung und verglich ihn mit dem Speedcross 3, einem sehr nahen Verwandeten aus der Speedcross Serie, der allerdings keine Goretex Membran besitzt. Als erstes habe ich das neue Baby einmal gewogen. Macht man in der Regel so, wenn ein Neugeborenes auf die Welt kommt. Und siehe da, das neue Familienmitglied war mit 326 g gerade einmal 10 g schwerer als sein “alter” Cousin. Das schien verkraftbar. Anschließend untersuchte ich den Zuwachs daraufhin, ob auch alles dran war. Als erstes nahm ich das Sohlenprofil des “Neuen” wahr. Die Stollen war geringfügig anders angeordnet, die Sohle fühlte sich recht steif an. Ob dies spürbare Auswirkungen auf das Laufgefühl haben würde, musste sich auf der Piste zeigen. Die Verarbeitung war im Vergleich zum Speedcross 3 etwas robuster, der Zehenschutz schien etwas größer auszufallen. Die Nähte waren doppelt genäht, was hoffentlich auf die Haltbarkeit einzahlen würde. Diesen Punkt konnte ich in dem kurzen Zeitraum allerdings nur bedingt testen. Und die inneren Werte? Die machten einen aufgeräumteren Eindruck verglichen mit dem Speedcross 3. Potentielle Scheuerstellen wurden ausgemerzt, störende Nähte oder Materialübergänge waren nicht zu erkennen. Auch die Zunge war fest mit dem Schuh verbunden, was in mir die Hoffnung aufkeimen ließ, dass weniger Matsch und Steinchen ihren Weg in das Innere finden würden. Alles in allem machte der “Neue” auf der ersten Blick einen guten Eindruck. Dies musste sich nur noch auf der Strecke bestätigen.
Feuertaufe beim Wildsau Dirt Run, Vorarlberg
Die Feuertaufe erhielt der Salomon Speedcross 4 GTX dann beim Wildsau Dirt Run in Egg, Vorarlberg. Der Rundkurs mit 24 KM und 1.076 Höhenmeter bildeten eine adäquate Teststrecke. Das steile, matschige und weiche Terrain waren ideal um die Griffigkeit der Contagrip Sohle zu testen. Nach dem Startschuss und ein paar Hindernissen ging es direkt in den Schmiedelbach, ein kühles Gewässer, mit teilweise sehr glattem Gestein, was das zügige Vorankommen erschwerte. Damit war der Nutzen der Goretex Membran auch hinfällig geworden, denn meine Füße waren komplett unter Wasser gesetzt. Der folgende Kieselweg war für den “Neuen” keine Herausforderung. Mich störte auch nicht die Tatsache, dass der Schuh das Wasser etwas besser “speicherte” als Modelle ohne Goretex. Erste Gefälle und Steigungen meisterte er ohne Probleme. Der folgende Streckenabschnitt, eine steile, matschige Motocross Strecke, stellte die erste Bewährungsprobe dar. Und der neue Speedcross 4 GTX tat das, was ich von ihm erwartete. Er grub sich mit seinem Profil in den Steilhang und sorgte für den notwendigen halt. Beinahe mühelos konnte ich so diesen Abschnitt hinter mir lassen. Dabei erwies sich die recht starr anmutende Sohle als sehr flexibel. Ehe Höhenmeter gemacht wurden, waren noch zwei Kletterhindernisse in Gestalt einer Strickleiter und ein paar Seilen zu bewältigen. Etwas später ging es erneut durch einen Bach, anschließend einen steilen, weichen Waldpfad hinauf. Auch hier enttäuschte der Schuh nicht, nennenswerte Ausrutscher waren nicht zu verzeichnen. Weiter ging’s durch den Wald, von einer Verpflegungsstation zur Nächsten. An der
zweiten Verpflegungsstation führte die Strecke abwärts zu einem Streckenposten, der einem ein Band in die Hand drückte, welches man oben wieder abgeben musste. Im Anschluss folgten zahlreiche Höhenmeter, ehe man aus dem Wald gelang und ein offenes Feld erreichte. Dieser ebene Streckenteil lud etwas zur Erholung ein, ehe es auf geteerten Feldwegen wieder abwärts Richtung Start/Zielbereich ging. Auf einem Parkplatz stellten sich den Läufern noch ein paar Mauern in Brusthöhe in den Weg, ehe man die erste Runde von 8 Kilometern hinter sich hatte. Ausgeschrieben war die Strecke mit 20 Kilometern á 4 Runden von je 5 Kilometern. Was das Wildsau Dirt Run Team hier gemessen hatte blieb mir jedoch ein Rätsel. Selbst die Streckenposten konnten nach einigen Diskussionen nichts zur Aufklärung beitragen. Statt 4 Runden liefen die 20 Kilometer Läufer also “nur” 3 Runden und 4 Kilometer mehr. Auch die Anschlußrunden meisterte ich dank meinem “neuen” Speedcross erfolgreich. Eines konnte er allerdings nicht verhindern. Mich vor den Stromschlägen beim “Elektroshockgarten” zu schützen. Hier erwischte es mich in der zweiten Runden gleich 3 mal kurz hintereinander, weshalb ich das erste Mal bei einem solchen Hindernis den Boden küsste. An der Isolierfunktion muss Salomon wohl noch etwas arbeiten :-).


Mehr Matsch. Mehr Wasser. Beim Lake Run wurde weiter getestet.
Das Streckenprofil des Lake Run am Möhnsee ist im Vergleich zum Wildsau Dirt Run, der von seinen Höhenmetern lebt, um einiges einfacher. Dafür hat er mehr Hindernisse, mehr Wasser und mehr Matsch. Bei diesem Lauf würde sich zeigen, ob weniger Fremdkörper in Form von Dreck und Steinchen in den “Innenraum” gelangen würden. Und gefühlt war es tatsächlich so, dass durch die Zunge, die fest mit dem Schuh verbunden ist, weniger Modder ins Innere gelangte. Wie viel weniger als beim Vorgängermodell? Keine Ahnung. Bei der “Kasernenrunde”, die mit vielen Schlamm-, Sand- und Wasserhindernissen aufwartete, merkte ich das recht deutlich. Auch hier war der Speedcross 4 GTX ein verlässlicher “Partner”, der es weder an Grip noch an Standhaftigkeit mangeln ließ.


Abschlusstest in den Bergen von Snowdonia, Wales
Um mein Bild vom neuen Baby von Salomon rund zu machen, entschied ich mich, ihn beim Rat Race Man vs. Mountain im Naturpark Snowdonia einer letzten Probe zu unterziehen. 1.200 Höhenmeter, 34 Kilometer und unterschiedliche Untergründe waren bestens dafür geeignet. Nachdem die Wetterzeichen am Freitag Abend auf Sturm standen und viel Regen angesagt war, bereitete ich mich gedanklich schon einmal auf das Schlimmste vor. Nachdem ich um 5.15 Uhr aufgestanden, gefrühstückt und mein Mandantory Kit noch einmal überprüft hatte, machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, denn der Bus sollte uns nach Caernarfon zum Start bringen. Bei der Abholung wurde mir freitags von einer fleißigen Helfern eingebläut, ich müsse um 6.30 Uhr an der Bushaltestelle stehen. Da ich der Startwelle um 9.00 Uhr zugeordnet war erschien mir das doch recht früh. Also stand ich pünktlich um 7.15 Uhr zur Abholung bereit. Und ich schien nicht der Einzige gewesen zu sein der pünktlich war. Eine lange Schlange an Rat Racern wartete ebenfalls auf den Transfer. Also alles richtig gemacht. In Caernarfon angekommen wurde via Facebook eine Streckenänderung mitgeteilt. Da der Wind so stark werden würde, wurde aus Sicherheitsgründen entschieden, uns nicht bis zum Gipfel des Snodown laufen zu lassen. Wir mussten auf dem Weg zum Gipfel eine Kehrtwende machen. Schade, schade, schade. Kurz nach dieser Meldung begann es bereits leicht zu nieseln. Die Wettervorhersage schien wohl zu stimmen :-(.
Auf dem Weg zum Snowdon
Alle Rat Racer sammelten sich im Burghof von Caernarfon Castle. Ein beeindruckender Rahmen für ein denkwürdiges Rennen. Ich begab mich in die dritte Startwelle, die um 9.00 Uhr das Castle Richtung Berge verließ. Die Stimmung war fantastisch. Die ersten 12 Kilometer waren beinahe nur geteerte Wege, welche der neue Speedcross wunderbar meisterte. Je mehr es Richtung Berge ging, desto stärker wurde der Regen und der Wind. Kurz nach der ersten Verpflegungsstation entschied ich mich wegen den immer schlechter werdenden Witterungsverhältnisse meine Regenjacke anzulegen. Ab hier änderte sich das Terrain, es gab lediglich noch schmale Pfade. Folglich bildete sich ein bunter Lindwurm aus Läufern, die sich die Berge hochquälten. Dabei peitschte uns der Wind den immer stärker werdenden Regen ins Gesicht. Aus den Pfaden wurde teilweise kleine Rinnsale, steiniger Untergrund wechselte mit wasserdurchtränkten Wiesen ab. Die Sohle meines Testschuhs lieferte trotz der widrigen Umstände perfekten Halt, selbst auf rutschigem Fels fühlte ich mich recht sicher. So arbeitete ich mich neben vielen Leidensgenossen den Snowdon hoch. Rund einen Kilometer unter dem Gipfel war dann die Wende angesagt. Dies führte dazu, dass es abwärts viel Gegenverkehr gab, denn viele Rat Racer waren noch auf dem Weg nach oben. Nach einer längeren Strecke Downhill ging es Richtung Llanberis. Hier mussten wir für den Vertical Kilometre und die anschließende Hinderniszone unser Gepäck mit dem Mandantory Kit ablegen. Die erste Prüfung bildete der Vertical Kilometre. Ein extrem steiler Pfad führte hinauf zu den Schiefesteinbrüchen, vorbei an verlassenen Bergarbeitersiedlungen und ehemaligen Transportvorrichtungen.
Der Vertical Kilometre war ein “Rennen” im “Rennen”, bei dem die Zeit für diese kurze Strecke gesondert gemessen wurde. Im Anschluss ging es auf der gegenüberliegenden Seite hinunter zu Hindernissektion, die vorwiegend aus Wasserhindernissen bestand. Als ob wir nicht bereits genug Wasser von oben ausgesetzt waren. So sprangen wir u.a. aus 4 Metern in einen Wassertümpel, seilten uns an einer Wand ins Wasser ab, rutschten ins Wasser oder durchschwammen das Wasser eines Flusses. An meinen Hände und Füße begannen sich allmählich Schwimmhäute zu bilden. Das konnte die Goretex Membran des Speedcross 4 GTX, die meine Füße auf dem Weg in die Berge lange Zeit trocken hielt, auch nicht mehr verhindern. Was zuviel war war zuviel. Nachdem ich meinen Rucksack mit dem Mandantory Kit wieder angelegt hatte waren noch ein paar Hindernisse zu überwinden, ehe ich nach rund 5 Stunden völlig durchnässt die Ziellinie überschritt. Die Wasserschlacht war geschlagen, der Salomon Speedcross 4 GTX hatte mich sicher durchs Gelände ins Ziel begleitet.


Fazit: Der neue Salomon Speedcross 4 GTX ist eine Trailschuh, der mit allen Wasser gewaschen ist. Er ist zwar etwas schwerer als manch anderer Trailschuh, bietet aber dem Fuß durch seinen hohen Schaft einen guten Halt. Die Sohle hält was sie verspricht. Einen sehr guten Grip bei fast allen Oberflächen. Ob er tatsächlich stabil verarbeitet ist wird erst der Langzeittest zeigen. Und da wird er noch einige Schlamm- und Wasserhindernisse mitmachen müssen. Ich werde zu gegebener Zeit dann noch einmal berichten. Die Quick Lace Schnürung ist grundsätzlich ganz gut, nur lockert sie sich bei viel Wassesrkontakt und muss deshalb nachgezogen werden. Zudem kann bei sehr matschigen Strecken das Plastikteil “verstopfen”, sodass das lösen der Schnürung nach einem Hindernislauf zu einer langwierigen Kraftprobe ausarten kann. Alles in allem bin ich mit dem neuen Speedcross 4 GTX sehr zufrieden gewesen. Die kleinen Optimierungen am Schuh machen Sinn. Wem der Leisten des Salomon Speedcross entgegenkommt, sollte ihn bei der Wahl eines neuen Trailschuhs in Erwägung ziehen. Diese Entscheidung muss natürlich jeder selbst treffen, denn jeder Schuh ist anders. Und da kann es nur heißen: testen, testen, testen.
Mehr Infos zum Speedcross 4 GTX gibt es auf der Website von Salomon unter diesem Link.
Euer
TC