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Savage Race. Urlaubshindernisbattle im Sunshine State

Auch OCR-Läufer machen Urlaub. Und wie das so ist, schauen sie, ob nicht zufällig ein Hindernislauf in der Nähe des Urlaubsziel stattfindet. So war es auch bei meinem OCR-Freund Christian, der in Florida seinen Urlaub verbrachte. Sein Bericht vom Savage Race, der im Oktober letzten Jahres stattfand, findet ihr hier. Viel Spaß beim Lesen.

bild-christianEin Bericht von Christian R.

 

 

Neulich habe ich eine Liste gefunden. “Zehn Dinge die Sie wissen sollten, wenn Sie mit einem Läufer zusammen sein wollen.“

Punkt 7: Der Läufer wird wahrscheinlich auch im Urlaub schauen, ob er vor Ort nicht an einer Veranstaltung teilnehmen kann.

Das erste Hindernis: Die Anreise

Verdammt, die kennen mich aber gut. Meine Freundin kannte die Liste wahrscheinlich auch und nahm es gelassen. Da wir unseren Urlaub in Florida verbrachten recherchierte ich einen Hindernislauf in Florida. Und Bingo. Ich fand den Savage Race in Dade City, Florida. Und so machte ich mich am Wettkampftag auf den Weg zum Austragungsort, der Little Everglades Ranch. Bereits die Anfahrt wurde zu einem Hindernis, wobei ich selbst Schuld war. Ich musste ja unbedingt ein paar Dollar sparen. Also aktivierte ich nicht die SIM-Karte meines Handys und nutzte ein Mietwagen ohne Navigationsgerät. Nach alter Manier verließ ich mich auf eine Straßenkarte (die Älteren kennen das noch) und meinen Orientierungssinn. Mit diesen Hilfsmitteln wollte ich den etwas abgelegenen Veranstaltungsort erreichen. Mit gesundem Menschenverstand und etwas Kombinationsgabe hätte ich mein Ziel auch pünktlich erreicht. Denn wenn man sich einer Abzweigung, an der ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht und ein Leuchtzeichen mit Text steht nähert, hätte man darauf kommen können, dass es hier zu einem OCR geht. Ich dachte mir nur: “Ach, schau mal, da steht ja auch ein Polizeiwagen an der Ecke, genau wie bei meinem letzten Lauf in den USA, hier wird bestimmt auch eine Veranstaltung sein“. Völlig gedankenlos passierte ich die Stelle. Ohne das Schild zu lesen. Ich dachte mir nur: “Hoffentlich ist mein Lauf auch so gut ausgeschildert“. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kam mächtig zu spät!

Das Feld wurde von hinten aufgerollt

savage-race-hindernislauf-christianNun gut, es war nicht das erste Mal, dass mir das passierte. Gott sei Dank war ich auch nicht der Einzige. Die Veranstalter waren recht nachsichtig mit mir. Nach Parken, Registrierung, Umziehen und Gepäckabgabe im Eiltempo wurde mit einem Schmunzeln die Zeitnahme für mich wieder aktiviert. Und los ging´s über Wiesen und Sandwege dem Feld hinterher. Überhaupt war die Landschaft sehr ansprechend. Vom Veranstalter als „Sumpf“ bezeichnet rannten wir überwiegend durch trockengelegten Sumpf, der sich mit einigen Schotterwegen, Sand- und Waldböden abwechselte. Das weitläufig flache Gelände war durchzogen von etlichen Baumgruppen und Entwässerungsgräben. Ein idealer Austragungsort, das herbstliche Florida-Wetter mit angenehmen 23 Grad Celsius und Sonnenschein ließen einen das Schmuddelwetter zu Hause vergessen. Nach ca. 2 km, Distanzmarkierungen fehlten leider, holte ich die erste Gruppe der zuletzt gestarteten ein. Von nun an machte ich mir einen Spaß daraus zu zählen, wie viele Mitläufer ich überholte. Kurz darauf das erste Hindernis: Wet Willy! Ein Führungsseil knapp über der Wasseroberfläche an welchem man sich entlang hangeln musste, um so die ca. 15 m Kanal zu überwinden. Das Wasser war wahrscheinlich auch über 20 Grad warm. Ohnehin wurde jedes Wasserhindernis mit Begeisterung begrüßt, bot es doch eine angenehme Erfrischung.

Weiter über einige Stellwände zwischen 1,20 und 2,50 m  hoch und einigen Matsch-Kriechpassagen zur ersten größeren Herausforderung: “Sawtooth”, das Hangelhindernis „Sägezahn“, dass erst schräg aufwärts, dann in der Mitte mit zwei Sprossen senkrecht nach unten und wieder hoch und dann schräg abwärts zu überwinden war. Das klappte ganz gut. Genau wie die „Wheel World“ (muss man sich vorstellen wie überdimensionale, achteckige Lenkräder die verkehrt herum in einer Reihe an die Decke geschraubt wurden). Vom Sehen her kannte ich die Dinger von der Website, und optisch sahen diese fünf Räder savage-race-hindernislauf-usa-hindernis-wheel-worldauch beeindruckend aus. Nur dass die beweglich waren wusste ich vorher nicht! Das hat aber alles eher einfacher gemacht. Lieber mit weniger als zu viel Schwung hielt man sich am ersten Rad fest, und man brauchte nur nach einer halben Drehung nach dem nächsten Rad greifen, der Schwung vom ersten Rad reichte aus um alle Räder zu meistern.

Hindernisse mit Pfiff pflasterten meinen Weg

Überhaupt waren einige originelle Hindernisse vorhanden wie z.B. „Teeter Tuber“, eine ca. fünf bis sechs Meter lange Kunststoffröhre, die zu durchkriechen war, die aber als riesige Wippe fungierte! Erst ging es die erste Hälfte bis zum Scheitelpunkt bergauf. Danach musste man aufpassen, dass man nicht mit einem zu kräftigen Ruck die Wippe umkehrte, so daß man wegen der Rutschgefahr nicht mit zu viel Schwung auf der anderen Seite der Röhre rausgeschossen kam.  Auch interessant war „Kiss my Walls“, Wände mit Indoor-Klettergriffen, die mich aber einige Liegestütze gekostet haben, denn sonntags, dem zweiten Tag des Laufwochenendes, war der eine oder andere Griff nicht mehr ganz fest. Die Rotation, die die „Wheels“ vereinfacht haben, machten die „Walls“ für mich unüberwindlich. „On the Fence“ lief dagegen gut. Hängende Maschendrahtzaunelemente die nicht zu überklettern, sondern ca. zehn Metern entlang zu klettern waren. Auch die obligatorischen Wasserhindernisse fehlten nicht. „Shriveled Richard“ war ein Container voller Eiswürfelwasser mit kleiner Tauchpassage, “ Colossus Slide“ eine Wasserrutsche mit anschließender Flugshow für die Zuschauer in ein Wasserbecken. Und „Davey Jones Locker“ ein 3 Meter Podest zum Sprung ins Wasserbecken.

Nach ein paar weiteren Kletterhindernissen aus z.T. meterhohen Holzkonstruktionen wie „Big Cheese“, der Löcher als Kletterhilfen aufwies oder „Pole Cats“, Metallgeländer die wie ein Barren angeordnet waren und dies es entlang zu klettern galt.

Auf der Zielgeraden des 12 km Kurses noch ein kleiner Höhepunkt: Eine Halfpipe in üblicher ca. 3m Höhe, die ich gut hochkam und die mich zuerst positiv überraschte, denn der Abstieg bestand auch aus einer Halfpipe die ich gemächlich hinab rutschte. Jetzt hätte eine detaillierte Recherche des Parcours Gold wert sein können, denn es offenbarte sich mir direkt nach der ersten eine zweite Halfpipe, doch den Anlauf für die zweite habe ich gerade auf dem Hintern verschlafen! So wollte ich „aus dem Stand“ die zweite Halfpipe savage-race-hindernislauf-usa-hindernis-twin-peakshochlaufen, was auch gar nicht so schlecht klappte. Ein Mitläufer reichte mir seine Hand, und gerade als ich zupacken wollte, überlegte es sich der junge Mann anders und bot seine Hilfe einer jungen, ziemlich knackigen LäuferIN an. So rutschte ich wieder auf Ground Zero und konnte beobachten, wie sich das neu gefundene Glück oben auf der Halfpipe herzte. Vielleicht sind sie ja inzwischen verheiratet. Nach zwei bis drei weiteren Versuchen ohne ausreichenden Anlauf musste ich erstmal verschnaufen und meine Taktik überdenken. Auf Anraten eines Streckenpostens versuchte ich eine Art „aufschaukeln“ also erst die gegenüberliegende Halfpipe so weit wie möglich hoch zu rennen, um dann den savage-race-hindernislauf-usa-hindernis-sawtoothSchwung mitzunehmen, um die andere hochzukommen. So ging’s. Im Anschluß daran folgten noch einige Hangel-und Kletterhindernisse wie “Savage Rig”, hängende Ringe und ein Parcours aus senkrecht stehenden Stangen mit verschiedenen Haltemöglichkeiten. Das wars dann auch.

 

Fazit:
Diese amerikanischen Veranstaltungen, man kennt es ja auch vom Tough Mudder, erheben in der Regel höhere Startgebühren als die Hindernisläufe hierzulande, obwohl sie sich immer noch im Rahmen halten. Meistens sind sie nur rund 10 km lang, was uns eher kurz erscheint, zeichnen sich aber durch eine höhere Hindernisdichte aus, die sehr professionell gestaltet sind. Die Organisation ist meistens vorbildlich und das Rahmenprogramm toll, der Start/Zielbereich war eine witzige Partymeile und Sponsorenpräsente gabs reichlich. Das Läuferfeld bestand aus extrem vielen ungeübten Läufern bzw. OCRlern. Dies fiel mir wahrscheinlich nur auf, weil ich hinter dem Feld gestartet bin und viele Teilnehmer überholt hatte. Trotz meines Spätstarts entstanden kaum bzw. gar keine Wartezeiten.

Das Savage Race war eine gute, professionell organisierte Veranstaltung, mit genialen, ausgefallenen Hindernissen, eingebetet in ein schönes Gelände.

Dass ich rund 700 Läufer (handgezählt) überholt hatte hob natürlich meine Stimmung am Ende des Laufs 🙂

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