Anfang Oktober stand meine erste XLETIX Challenge auf dem Programm. Ich war froh, dass sie bei mir um die Ecke im Ruhrgebiet, genauer im Nordsternpark Gelsenkirchen, statt fand. So konnte ich bei diesem Hindernislauf entspannt anreisen. Eine schöne Location, wo Industriegeschichte sichtbar ist und die Renaturisierung erfolgreich umgesetzt wurde. Das XLETIC-Team hat aus dem Gelände für einen Tag einen großen Abenteuerspielplatz für Erwachsene gezaubert.
Die Pre-Race Orga lief reibungslos
Da ich in einer der ersten Wellen startete war ich gegen 10 Uhr vor Ort. Mein Parkticket hatte ich vorab online bestellt, so war die Parkplatzsuche kein Problem. Ich würde jedem empfehlen, das Parkticket direkt online zu lösen. Zum einen ist das Handling einfacher, zum anderen ist es auch günstiger. Die Abholung der Startunterlagen war gut organisiert, so daß ich gegen 11.00 gestiefelt und gespornt im Startbereich stand. Nach einer Sicherheitseinweisung ging es über eine Bretterwand an den Start. Es folgte die obligatorische Einschwörung. Dann ging´s los.
Zu Beginn waren Armkraft und Mut gefordert
Die erste Station war ein senkrechtes, frei hängendes Seil, das es zu erklimmen galt. Alternativ konnten die Läufer auf eine Strickleiter ausweichen. Eine gute Idee, da jeder seinen Fähigkeiten entsprechend das Hindernis bewältigen konnte. Nach einer kurzen Laufstrecke folgte “WEIGHT WALKER” und “OVER AND OUT”. Beim ersteren war Teamwork angesagt. 5-6 Läufer mussten einen Trog mit Steinkohle, der an einer Eisenstange hing, einen Hügel rauf und wieder runter tragen. Auf dem Weg zu “WET WILDERNESS”, eine Strickleiter, die man über Kopf entlang hangelte, passierte man noch “WICKED WHEELS”, einen Container voll mit Autoreifen. “WET WILDERNESS” war eine Herausforderung, da die Leiter nicht wie eine Monkeybar starr war, sondern schwankte. Unter uns ein Wasserbecken, das bei einem Scheitern für Abkühlung sorgte. Dank eines guten Rhythmus erreichte ich trockenen Gefieders die andere Seite. Das sollte aber nicht mehr lange so bleiben.
Flugunterricht für das Tough Chicken
Es folgte für mich die die größte Challenge: “FANTASTIC FLIGHT”. Eine steile Riesenrutsche, rund 40 Meter lang, die in einem Wasserbecken endete. Da ich überhaupt kein Freund solcher Rutschen bin, stieg während des Wartens mein Adrenalinspiegel langsam an. Je näher ich der Rutsche kam, desto mulmiger wurde es mir. Doch dann dachte ich mir: “Egal, was sollte schon passieren, andere schaffen es auch”. So setzte ich mich auf die Kante des Ungetüms, lauschte den Instruktionen des Helfers, rückte mein Chicken zurecht und wartete auf das Go. Als das Wasserbecken frei ging´s abwärts.
Mit Speed. Ein paar Sekunden später war es bereits vorbei. Nach einer kurzen Flugeinlage klatschte ich auf das Wasserbecken auf. Puls 180. Die Abkühlung war da genau das Richtge. Unten angekommen war das Gefühl es geschafft zu haben schon geil. Sehr cool.
Hindernisse mit Abstand
Im Anschluß gab´s ein Schaumbad. Und wie sollte ich mich des Schaums wieder entledigen? Mit “FREAK FROSTER”, einer Box voller Eis. Zwei mal Luft angehalten, untergetaucht und mit Schnappatmung wieder aufgetaucht. Danach war warmlaufen angesagt.
Ein paar Hindernisse später führte die Strecke in den Haldenpark. Der Abstand zwischen den Hindernissen wurde auf diesem Streckenabschnitt deutlich größer, die Laufstrecken länger. Die nächste größere Herausforderung für die Läufer war “SLIPPERY SLOPE”, ein 3 m hohe, steile, glitschige Wand, die mit Hilfe von Seilen überwunden werden mußte. Mit etwas Mühe und der entsprechenden Technik konnte ich das Hindernis meistern. Dabei waren die letzten Zentimeter, als es über die Kante ging, die Schwierigsten. Nach einer weiteren längeren Laufeinheit folgten “CREEPY CRAWL” und “ROTTEN RIVER”. Eine lecker riechende Schlammbrühe die es zu durchkriechen galt. Da bekam der Begriff Matschscheibe eine ganz neue Bedeutung. Beim darauf folgenden “BURPEE BOULEVARD” konnte man den Schlamm wieder etwas abschütteln. Weiter ging es durch ein Waldstück ehe es die Schurenbachhalde hinauf ging. Der Aufstieg geschah über zahlreiche Treppenstufen, die in unterschiedlichen Techniken, mal auf einem Bein, mal mit zwei Beinen hüpfend, mal sprintend. Nach einem weiteren, sanft ansteigenden Weg, waren wir auf dem Dach des Ruhrgebiets.
Auf dem Dach der Schurenbachhalde
Hier warteten zwei Challenges die es in sich hatten. “BEASTY BALANCE” und “WONDER WALL” 3.0. “BEASYT BALANCE” war ohne Hilfe nicht zu schaffen. An einem frei in der Luft hängenden Holzbalken, der auf einem Container auflag, war ein Seil befestigt. Aufgabe war es, an dem Seil hoch zu klettern. Knoten im Seil sollten das Hochziehen unterstützen. Leider waren die Seile durch den Matsch so glitschig geworden, daß es für viele ohne Hilfe nicht zu schaffen war. Auch ich hatte meine Schwierigkeiten. Dank der Mitstreiter schaffte ich es zum Balken und robbte mehr schlecht als recht die restlichen Meter in luftiger Höhe zum Container. Das war ein hartes Stück Arbeit. Auf der anderen Seite balancierte man auf einem Balken bis zu dessem Ende zu einer senkrecht befestigten Eisenstange, an der man wieder zu Boden rutschte. Hier war etwas Konzentration notwendig. Rund hundert Meter weiter erhob sich “WONDER WALL” 3.0 aus dem Boden. Eine 3 Meter hohe Holzwand baute sich vor mir auf. Auch hier galt: Teamwork. Mit Hilfe der anderen Läufer war auch dieses Hindernis zu knacken. Oben angekommen hielt ich kurz inne. Der Blick von hier oben über das Ruhrgebiet war schon klasse. Anschließend führte die Strecke wieder bergab. Hindernisse wie “TRIPLE TREE”, “TRICKY TUNNELS” oder “CREEPY CRAWL” sorgten für Abwechslung.
Endspurt Richtung Nordsternpark
Nach der Schurenbachhalde führt die Strecke am Rhein-Herne-Kanal zurück Richtung Nordsternpark. Von der anderen Kanalseite aus hatte man einen herrlichen Blick auf “FANTASTIC FLIGHT”. Immer noch standen viele Teilnehmer auf dem Hügel und rutschten abwärts. Auf dem Weg musste noch eine “WONDER WALL” 3.0 gemeistert werden. Diese war “nur” 2,5 Meter hoch. Nachdem ich diese mit fremder Hilfe überwunden hatte, versuchte ich es erneut auf eigene Faust. Uns siehe da, mit einem kleinen Trick klappte es. Ich sprang an die Wand und versuchte die Oberkante zu fassen. Der erste Versuch mißlang. Beim Zweiten konnte ich mich festhalten. Mit meinen Füßen stützte ich mich an den Seitenbalken ab. Das reichte, um genügend Druck aufzubauen und mich nach oben zu schieben. Zwar nicht gaannzz sauber, aber ok :-).
Gegen Ende der XLETIX Challenge erhöhte sich die Frequenz der Hindernisse wieder. Bei den Meisten wie einer Halfpipe, die erklommen werden musste, oder “TABLE OF TEARS”, ein 2,4 Meter frei liegende Platte, war abermals Teamwork notwendig. Als der Zielbereich bereits sichtbar war, machte die Strecke die letzten Meter noch einmal einen Schlenker am Amphitheater Gelsenkirchen vorbei hinunter an das Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Ich dachte mir “Nun kann es ja nicht mehr weit sein, was sollte da noch kommen?”. Die Antwort: “ROCKY ROPES”.
Jetzt mussten noch einmal alle Kraftreserven mobilisiert werden. An einer rund 5 Meter hohen Betonwand waren Seile befestigt. Im ersten Augenblick dachte ich mir, das es kein Problem sei, sich hinaufzuziehen. Doch weit gefehlt. Das Rennen hatte seine Spuren hinterlassen. Die Muskeln in Armen und Schultern waren doch ermüdet. Die beiden ersten Versuche nach oben zu gelangen scheiterten. Abermals griff ich nach dem Seil und lehnte mich nach hinten, doch rutsche ich mit meinen Schuhen an der Betonwand immer wieder ab. Mist, das konnte jetzt nicht sein. Ich wechselte zu einem anderen Seil, das weiter Links hing. An dieser Stelle gab es kleine Risse und Vorsprünge in der Wand. Diese reichten aus, um etwas Halt an der Wand zu finden. Mit letzter Kraft zog ich mich das graue Ungetüm hoch. Geschafft. Die letzten beiden Hindernisse waren dann nicht mehr der Rede wert. Nach etwas über 3 Stunden überschritt ich bei strahlendem Sonnenschein die Ziellinie.


Fazit: Die XLETIX Challenge ist auf Teamwork ausgelegt. Und das merkt man auch bei den Hindernissen. Viele sind ohne fremde Hilfe nur schwer zu bewältigen. Aber mit dem richtigen Teamgeist sind sie zu schaffen. Anzahl und Schwierigkeitsgrad stellen eine gewisse Anforderung an die Fitness der Läufer, insbesondere dann, wenn man die L-Distanz absolviert. Und auch der Mutfaktor ist gefragt wie z.B. beim “FANTASTIC FLIGHT”. Die Orga habe ich als gelungen empfunden und ließ keine Wünsche offen. Mal schauen. Vielleicht bin ich 2016 wieder bei einer XLETIX Challenge dabei.
Euer
TC