Bericht von Pia C., OCR-Team Eisenwerk CrossFit
Wir kommen am Eventgelände Himmel und Heide in Luhmühlen bei Hamburg an. Der nächste Schritt? Startunterlagen abholen, Laufsachen anziehen und das Gelände abchecken. Viel Zeit ist nicht mehr – aber das ist aufgrund der doch recht frischen zehn Grad nicht so schlimm.
Neben dem Transponder wird die gelbe Warnweste, die die Marathonläufer kennzeichnet, ausgehändigt. 42 km aufgeteilt auf die 18 km Runde, die 12 km und 2 x 6 km. Das bedeutet für uns 4 x den Flyer, die etwa 10 m lange, steile Rutsche und geschlagene 6 x den Sizzler, die Stromschläge, die bis unter die Haut ziehen. Alles in Allem also rosige Aussichten auf einen grandiosen Lauf. Auf dem Weg treffen wir unseren Begleiter vom Ultra Beast, Aaron, der uns auch auf den 42 km begleiten wird.
Am Samstag, den 16. September, geht es gegen 09:10 Uhr für die Alpha Welle auf die 18 km Strecke. Direkt dahinter kommen wir – ca. 40 Marathonis, die sich der Herausforderung stellen. Die Temperaturen sind auf circa 12 Grad angestiegen. Das beste Outfit? Weniger ist mehr – Alex lässt sein Shirt komplett weg und begnügt sich mit der Weste.
Um 09:20 werden wir in das Startareal gerufen. Das Briefing und Warming Up beginnt. Die Ansagen wurden lediglich auf Deutsch gehalten, sodass die internationalen Starter teils ahnungslos auf den Parcours gelassen wurden. Die Folgen traten nach der 18 km Runde ein, wo viele der Läufer falsch abbogen und somit den Turn am Start verpassten.
Um 9:30 Uhr wird das Projekt Mud Masters Marathon in Angriff genommen
Pünktlich um 09:30Uhr fiel der Startschuss und wir, noch saubere Athleten, gingen auf die Strecke. Das erste richtige Hindernis waren die „Monkey Bars“ – im noch sauberen und trockenen Zustand absolut machbar – doch führt die Strecke hier vier Mal vorbei. Weiter geht es über den Reittunierplatz drunter und drüber auf ein freies Feld. Dort wartete die erste Runde Matsch. Runter auf alle Viere und unter dem Stacheldraht hindurch. Durch das zusätzliche Wasser der Sprinkleranlage blieb dort nicht viel saubere Haut übrig.
Die folgenden Hindernisse sind für erfahrene OCR Läufer eher wenig aufregend. Reifen und Wände müssen überquert werden, Waldwege überlaufen ( Ja, auch der „Forrest Trail“ wurde als Hindernis deklariert) und mit dem Seil über einen kleinen Graben geschwungen werden. Beim Buddy Carry durften wir in unserem Dreiergespann zusammen bleiben. Die Beachtung des Einhalten von Hindernissen gehört nicht zu den Aufgaben der Volunteers. Das Highlight auf den 6 km Mud Rookie Kurs war eindeutig der Flyer. 1,2,3 Speed aufgebaut und in einem Wahnsinnstempo ging es in das kalte Nass. 5 km sind geschafft. In diesem Abschluss des 6 km Kurses gibt es die ersten Stromschläge to–go, beim ersten Mal durchaus erträglich. Für uns geht die Strecke weiter. Es folgen weitere Wände, Trampelpfade und Matsch. Das nächste Highlight für uns kommt bei Kilometer 8 – der Horizon Climber, ein Travers Rope mit Wackelkontakt bei zu vielen Personen. Alex und Aaron gleiten geschmeidig auf die andere Seite, Pia schmiert auf der Hälfte ab und landet im Gras. Trotzdem geht es gut gelaunt weiter, denn noch sagen die Beine: Vorwärts! Es folgen weitere sogenannte „Natural Obstacles“, ein erneuter Buddy Carry, Matsch, Matsch und Matsch. Zwischendurch gibt es für die Kletteraffen wieder ein Highlight – Die „Spinning Monkey“ Hangel-Räder. Schade nur, dass Personen unter 1,70 m Körpergrösse Probleme haben an den ersten Griff zu kommen.
Ab und zu lässt sich die Sonne blicken und sorgt dafür, dass die nasse Haut trocknet und die Laune oben bleibt. In Gedanken sind wir bei The Chicken Andreas, der sich zur selben Zeit bei der Spartan EM bei -4 Grad auf dem schneebedeckten Parkour herumtrieb (Anm Tough Chicken: Leider habe ich keinen Gedanken an meine Mitstreiter im flachen Hamburg verschwendet. Dafür waren die Herausfoderungen der Spartan Race EM in Andorra zu extrem. Überleben und nicht letzter werden war hier die Devise 🙂 ich nicht an Dagegen ging es uns doch ganz gut. Es folgen der „Net Jump“ bei dem die Leute mit den kurzen Beinen durchaus mehr Probleme haben, als die Langen, und der „Power Tower“, eine Steile Wand, an welcher Seile herabhängen. Noch Hängen sie da!
Die 12 km „In Shape“-Strecke neigt sich dem Ende- für uns bedeutet das: Hallo Stromschläge! In dieser zweiten Runde haben sich diese deutlich unangenehmer angefühlt. Für uns geht es weiter auf die 18 km Strecke. Die Highlights hier sind schnell zusammengefasst: Der „Monkey Cage“, ein variantenreiches Hindernis, der „Rope Climb“ und der „Pipe Runner“, der zur 12km Strecke gehört. Zusätzlich kommt das „Beast Lap“ eine Strecke von ca. 1 km mit Sandsack. Wieder geht es drüber, drunter und mitten durch den Matsch. Immernoch ist alles lustig und wir gewinnen immer mehr Lust an der Schlammschlacht. Die Beine sind fit, erfahren allerdings immer mehr an Blessuren. Der Matsch ist gespickt von kleinen fiesen Steinen, die zu einer kratzige Reibung auf der Haut führen. Nach ca. 2:15 h erreichen wir Kilometer 17.
Die Pipe wartete am Ende der 18 km
Der 18 km Kurs neigt sich dem Ende zu, wo uns ein Highlight, welches es in Vorjahr noch nicht so gab, die Pipe, erwartete.
Die ca. 3-4m hohe Rampe stellt kein Hindernis für Alex da. Neben seinen zwei Mitstreitern zieht er drei weitere Matschläufer nach oben. Mud Masters ist und bleibt einfach ein Team-Lauf. Für die mithochgezogenen Mud Ninjas ist das Ende in Sicht. Für uns heißt es: Runde 1 von 4.
Wir winken und laufen am Ziel vorbei – die 12 km Runde steht an. Deutlich nasser und matschiger geht es zu den Monkey Bars. Die Strecke hat sich gefüllt, doch kaum erkennen die Leute erkennen kaum die gelben Westen. Trotzdem werden wir von den Marshalls an den Warteschlangen der Hindernisse vorbei gewunken. Unterwegs trifft man auf das ein oder andere Gesicht aus dem Umkreis, doch die Läufer, die man sonst bei anderen OCR´s antrifft, sieht man nicht. Dafür erhält man von wildfremden, dreckverschmierten Läufern Applaus oder mal ein schlammiges High Five. Die Marshalls unterstützen durch die Musik, die sie spazieren fahren oder bieten uns Kaffee an.
Erneut passieren wir die Strohballen, Reifen und Wände. Was sich so langsam bemerkbar macht sind die Beine. Es hüpft sich nicht mehr so leichtfüßig über die kleinen Hindernisse. Auf den 12 km treffen wir viele bekannte Hindernisse an – vor allem Schlamm und Matsch und Matsch und Schlamm. Kleiner Änderungen treten auf: Alles ist rutschiger, nasser und voller Matsch. Beim Flyer kein Problem! Nach der 6 km Grenze sind wir zum dritten Mal am Strom angekommen, doch keiner denkt an die Nutzung der Pussy Lane – Gruppenzwang eben. Kurze „Auas“ und „Ahhs“ und weiter geht es. Langsam wollen die Beine nicht mehr, nach ca. 20 km fangen Pia und Aaron an ihr Zugpferd innerlich zu lynchen, allerdings hält sich alles noch im Rahmen. Beim „Power Tower“ fehlen auf einmal die Seile, sodass wir auf die gegenseitige Hilfe angewiesen sind. Nachdem Pia Alex einen saftigen Tritt beim Erklimmen seiner Schultern versetzt hat, landen alle drei auf der anderen Seite des Hindernisses. Kurz vor dem Ende der 12 km steht sie wieder da – die Pipe.
Anlauf genommen, die Stufe genutzt und Alex war oben – fand eine feste Position und streckte seine Hand den Mitläufern entgegen. In der zweiten Runde erschien die Pipe noch höher. Beine in die Hand genommen und die entgegengestreckte Hand von Alex gepackt. Erst zog er Pia hoch, dann Aaron. Zwischen dem Beenden der zweiten Runde und dem Start in die Dritte liegt wieder nur 1 Hindernis – der Strom. So langsam haben wir keine Lust mehr auf das Gepiekse, aber – schnell durchgekrochen und den Applaus der Zuschauer im Start-Ziel-Bereich genossen. Die zwei langen Runden waren geschafft. Die Beine schwer, aber die restliche Strecke absehbar.
Der Endspurt zum Mud Masters Marathon wird eingeleutet
Zwei Mal noch die Monkey Bars, zwei Mal der Flyer und zwei Mal der Strom. Zähne zusammengebissen. Die Strecke erschien härter, länger und schlammiger. Dennoch – im Dreiergespann durchaus machbar. 6 km später und circa vier Stromschläge pro Nase geht es auf die letzten 6 km. Alex lief voraus, Pia und Aaron folgten ihrem Zugpferd. Ein letztes Mal die Monkey Bars – geschafft, den Flyer genossen, der Sizzler – gepiekst. Die letzten 100 Meter. Die Hände gehen zusammen und wir laufen ins Ziel ein. Nach rund 5:11 Stunden ist es geschafft. Mud Masters Marathon Luhmühlen 2017. Im Ziel erwarten uns 3 erfreuliche Dinge: Die Finisher Medaillie, der Sieg von Pia in der Kategorie Women Marathon und ein flottes Bad unter den Monkey Bars um den Matsch loszuwerden.
Fazit:
Insgesamt hatten wir einen anstrengenden Lauf, der noch viel Potential hat. Die neuen Hindernisse haben uns besonders gut gefallen. Mehr Variationen im Hangeln, die Pipe und weniger Heuballen. Dennoch gibt es einige Teile, die wir uns anders gewünscht hätten. Was unser Unbehagen hervorgerufen hat ist das Nicht-Einhalten des Regelwerks. Teils wurde der Lauf nach 3 und nicht 4 Runden beendet, oder die 12km Runde wurde nicht wie vorgesehen im Start/Ziel Bereich begonnen sondern ab der Mitte (leider war es von der Streckenführung nicht klar ersichtlich und das Stromhindernis unglücklich platziert so dass viele wahrscheinlich unbewusst die Hälfte der 12km Strecke „abgekürzt“ haben ). An dieser Stelle wären Zeitnahmen an Etappen angemessen. Außerdem scheint das Auslassen von Hindernissen Gang und Gebe zu sein, was in unseren Augen teils zu oft genutzt wurde. Die Übersetzung des Briefings wurde bereits angesprochen.
Dennoch – nächstes Jahr wollen wir Wiederkommen.
Die Marathon Helden aus Luhmühlen
Pia, Alex, Aaron